Interview Jim Carrey: Ein Mann mit zwei Persönlichkeiten (2024)

Er ist der berühmteste Komiker der Welt, gut aussehend und steinreich. Doch wunschlos glücklich ist Jim Carrey (41) nicht: In seiner neuen Komödie "Bruce Allmächtig" jedenfalls hegt er als Fernsehmoderator mit göttlichen Kräften eine ganze Litanei von weltlichen Gelüsten. Wir trafen den Superstar im Münchner Luxushotel Mandarin Oriental zum himmlischen Stelldichein.

Lieber Gott, verraten Sie uns bitte die geheimen Sünden von Jim Carrey?
Jim Carrey: (lacht) Er hat keine. Er ist perfekt. Nun, vielleicht hat Jim manchmal Probleme mit dem Essen. Seine Pizzaleidenschaft wird ihm noch zum Verhängnis. Aber nennen Sie mich doch ruhig Jim.

Jim, wie war es denn, Gott spielen zu dürfen?
Carrey: Einfach lustig. Ein Gott aus Fleisch und Blut mit einem richtig schusseligen Ego und menschlichen Bedürfnissen. Besser geht's doch gar nicht!

Was war am Besten?
Carrey: Die Zusammenarbeit mit Morgan Freeman. Er durchbohrt einen förmlich mit seinen Augen und hat ein bestechend würdevolles Auftreten. Durch übertriebene Ernsthaftigkeit wirkt er urkomisch. Der perfekte Gott. Ich liebe ihn.

Sie klingen ja richtig euphorisch. Kein Wunder bei 25 Millionen Dollar Gage!
Carrey: Momentan bin ich einfach nur glücklich. Geld ist für mich eher ein abstrakter Begriff. Ich kriege fast nie etwas in bar zu sehen. Das richtige Gespür dafür werde ich wohl nie bekommen. Wie auch, wenn man mir nur Kontoauszüge und Dokumente voller Zahlen vorlegt?

"Ace Ventura", "Dummschwätzer", "Bruce Allmächtig" - wie kommt es, dass Sie und Regisseur Tom Shadyac so erfolgreich zusammenarbeiten?
Carrey: Die Harmonie zwischen uns ist perfekt. Mit ihm fällt es mir mittlerweile leicht, vor der Kamera total auszuflippen. Wir ergänzen uns sehr gut. Jeder Film mit ihm ist eine neue Erfahrung für mich.

Also ist ein Dreh für Sie mehr Spaß als harte Arbeit?
Carrey: Beides. Manchmal ist es einfach nur langweilig, aber meistens amüsieren sich alle sehr gut. Bei "Die Maske" erfanden wir einfach für jeden im Team komische Namen. Oder ich lasse mir etwas vorsingen. Einfach so, um das Ganze ein bisschen aufzulockern.

Ist der private Jim Carrey denn auch immer gut gelaunt?
Carrey: Eigentlich bin ich sehr ernst. Seit meiner Jugend trage ich zwei verschiedene Persönlichkeiten in mir. Sie gehören zusammen.

Auch bei Ihrer Rollenwahl? "Die Truman Show" und "Majestic" waren beide sehr ernste Filme.
Carrey: Ich würde gerne mehr davon machen. Gerade habe ich einen Film mit Kate Winslet abgedreht, der wieder in diese Richtung geht.

Sie sprechen von der Low-Budget-Produktion "Eternal Sunshine Of The Spotless Mind"?
Carrey: Richtig! Wir hatten wirklich ziemlich wenig Budget. So wenig, dass wir uns bei einer Szene im New Yorker Bahnhof auf dem Klo umziehen mussten, weil die Produktionsfirma nichts gemietet hatte. Als ich dann mitten auf einem Bahnsteig in voller Lautstärke "Es passiert schon wieder!" schreien musste, waren die unwissenden Passagiere total aus dem Häuschen. Soviel zu Terrorismusparanoia. (lacht)

Werden Sie eigentlich nie verlegen? Haben Sie nie Angst, sich lächerlich zu machen?
Carrey: Bei solchen Dingen nicht. In anderen Situationen werde ich schon verlegen. Zum Beispiel, wenn ich als attraktiv bezeichnet werde. Aber ich habe keine Probleme damit, mich lächerlich zu machen.

Auch nicht mit zunehmendem Alter? Immerhin sind Sie inzwischen 41 Jahre alt ...
Carrey: ... und habe die beste Zeit meines Lebens. Nein, mein Alter spielt wirklich keine Rolle.

Wie kommt Ihre Tochter mit Ihrem Leben als Komiker zurecht?
Carrey: Gut. Wir haben immer sehr viel Spaß. Neulich bin ich mit ihr durch ein Drive-thru-Restaurant gefahren und habe das Essen am Mikrofon mit einem total übertriebenen Sprachfehler bestellt. Beim Bezahlen ist das Personal dann natürlich total ausgeflippt. Meine Tochter hat sich gekugelt vor Lachen.

Welche Quintessenz soll der Zuschauer aus "Bruce Allmächtig" ziehen?
Carrey: Dankbar zu sein. Daran zu glauben, dass wir auf unserem Lebensweg nicht alleine sind, immer begleitet werden. Ich zumindest glaube fest daran.

Wie zeigt sich Ihre Dankbarkeit?
Carrey: Vor langer Zeit beschloss ich, die schönen Momente eines Tages abends aufzuschreiben. Egal, wie klein und unwichtig sie erscheinen. Den Anblick des schönen, grünen Grases zum Beispiel. Oder den kurzen, netten Smalltalk mit einem älteren Herrn im Aufzug. Sonst vergisst man das alles doch wieder! Ich finde, diese Methode sollte Teil einer Therapie sein.

Teil einer Therapie?
Carrey: Im ersten Teil der Behandlung sollte man über seine Vergangenheit und Probleme sprechen. Im zweiten Teil darüber, wofür man im Leben dankbar ist. Das gibt einen positiveren Touch.

Nachdem Sie mit göttlichen Mächten ausgestattet wurden, vergrößern Sie als erstes die Brüste Ihrer Freundin. Ist das der Wunsch eines jeden Mannes?
Carrey: (lacht) Nicht zwangsläufig. Aber bestimmte Kleinigkeiten würde doch jeder gerne an seinem Partner ändern. Bruce vergrößert eben die Brüste.

Und Sie? Was würden Sie als Gott verändern?
Carrey: Vermutlich nicht viel. Alles, was auf der Welt geschieht, hat einen bestimmten Sinn und Zweck. Auch wenn er oft auf den ersten Blick nicht erkennbar ist.

Johannes Bonke/Rico Pfirstinger

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